
Andacht
Wo bist du Gott? Die Erfahrung der Gottesferne erleben wir immer wieder im Laufe unseres Lebens. Wenn etwas dunkel und schwer erscheint, ich eine innere Krise erlebe, wenn ich eine Schuld mit mir trage oder mit einer Krankheit oder einem schweren Verlust ringe. Im Psalm 43 heißt es im Vers 2: 2 Du bist doch der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen? Ich bin froh, dass wir in unseren Glaubenserfahrungen ehrlich sein dürfen. Wir müssen nichts schönreden oder erfinden. Das biblische Buch der Psalmen ermutigt uns auch zur Klage. Denn auch wenn wir klagen, bleiben wir im Gebet. Gott nimmt das hin – vielleicht schätzt er auch solches Beten, denn es nimmt ihn und seine Verheißung ernst. Vielleicht werde ich so mir meiner Sehnsucht erst bewusst. In der spirituellen Tradition nennt man solche Phasen „Trostlosigkeit“, aber sie hat in uns eine Wirkung! Sie kann, wenn wir sie annehmen, durchleiden und durchbeten kann sie uns reinigen und heilen, auch wenn man den gegenteiligen Eindruck hat. „Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken…“, so endet der Psalm 43. Das ist kein „Hände- in- den- Schoßlegen“, sondern ein höchst aktives Ausrichten auf Gott. Ich glaube, dass diese Neuausrichtung auf Ihn hin, Gott bewirken möchte in den Worten unseres Monatsspruches im September: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ Jer.23,23. Gott ruft sein Volk zur Umkehr. Damals im 6. Jh. v. Chr. herrschten schon lange Unrecht, Korruption und Ungerechtigkeit im Land – an Gottes Gebot hielt man sich nicht und die, die eigentlich Gottes Wort aussprechen sollten, verbreiteten Lügen und ihre eigenen Ideen. Damals wie heute gilt, dass Gott uns Menschen Grenzen aufgezeigen kann. Es ist eine gefährliche Verharmlosung, wenn wir meinten Gott müsse immer und nur lieb sein. Gerade aus Liebe widerspricht er unserem falschen Tun, so wie wir auch unseren Liebsten widersprechen, wenn sie sich auf Irrwegen begeben und sie nicht einfach laufen lassen. Gott sagte sinngemäß: bis hierher und nicht weiter. Wir werden nicht aus der Verantwortung genommen, können nicht die Schuld auf die da „oben“ schieben. Ich verstehe den Monatsspruch als ein Ruf zur Umkehr. Wir haben die heilige Schrift und können an ihr prüfen, was uns an Wort und Tat begegnet und ob wir selbst danach handeln. Wir dürfen auf Christus schauen, und fragen was er getan hätte in unserer jeweiligen Situation. So sind wir gerade im Monat September aufgerufen Verantwortung für unser Land Sachsen zu übernehmen, indem wir zur Wahl gehen. Wir werden gemahnt genau hinzusehen, hinzuhören und zu prüfen. Gott schenke uns dazu Weisheit und seinen Geist.
Es grüßt ganz herzlich Pfarrerin Perdita Suarez